Von Claudia Aldinger | 29. August 2014
Um die Oberflächengüte seiner Großwalzen konkurrenzfähig zu halten, setzt das Merseburger Unternehmen PM TEC Rolls & Covers seit kurzem auf das Finishen. Herkömmliche Techniken des Bandschleifens oder Steinschleifens brachten für einige Hersteller von Endlosbahnen nicht mehr die gewünschten Ergebnisse.
Das passende Finish-Verfahren und eine innovative Prozesskette entwickelte das mittelständische Unternehmen gemeinsam mit der Hochschule Magdeburg-Stendal innerhalb von nur 18 Monaten im Rahmen eines ZIM-Projekts (Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand).
„Wir stehen hier vor einer der modernsten Finish-Maschinen, die es gibt“, sagt Diplom-Ingenieur Ronny Brinkmann von der Hochschule Magdeburg-Stendal, die seit 2008 das Industrielabor „Innovative Fertigungsverfahren“ unterhält. Für zahlreiche Unternehmen der Automobilindustrie und andere Wirtschaftszweige hat das Team um Prof. Harald Goldau bereits innovative Lösungen entwickelt. Im Fokus standen dabei Verfahren wie Kurzhubfinishen, Rotationsfinishen oder Laufbahnfinishen sowie die Entwicklung von Finishwerkzeugen und Finishprozessen.
„Die Herausforderung bei der Firma PM TEC bestand darin, ein Verfahren für hartchrombeschichtete, sehr große Walzen von bis zu 12 Metern Länge und 1,5 Meter Durchmesser zu entwickeln“, erklärt Ronny Brinkmann, der das Projekt maßgeblich begleitete. Die vergleichsweise neue Technologie des Finishens musste so angepasst werden, dass nur noch eine maximale Rautiefe von weniger als 0,4 µm erreicht wird. Und das prozesssicher – das heißt reif für die Serienfertigung.
„Dass wir das Finishen in so kurzer Zeit in unsere Produktionsprozesse implementieren konnten, ist auch ein Ergebnis der engen, sehr gut abgestimmten Zusammenarbeit“, sagt Diplom-Ingenieur Jens Wandschneider, Projektleiter bei PM TEC.
In einer ersten Phase stellte PM TEC unterschiedlich vorbearbeitete Werkstücke für Modellversuche in dem Industrielabor zur Verfügung. Machbarkeitsuntersuchungen der Wissenschaftler lieferten erste Ergebnisse für das Technologiekonzept: Welche Vorbearbeitung der Walzen wäre für das Finishen notwendig? Welche Eingangsqualitäten würden nötig sein? Wie sähen die Anforderungen an die einzusetzende Technik aus?
In einer weiteren Phase gingen die Wissenschaftler nach Merseburg, um ihr Konzept an Realbauteilen zu testen. „Um den Innovationswert nicht zu gefährden und reagieren zu können, haben wir parallel die neusten Entwicklungen auf diesem Markt beobachtet“, erklärt Ronny Brinkmann.
„Bislang mussten wir das Finishen mit hohem Einsatz einkaufen und wären damit auf Dauer nicht wettbewerbsfähig gewesen“, so Jens Wandschneider von PM TEC Rolls & Covers, wo aktuell rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt sind.
Für die Hochschule Magdeburg-Stendal und sein Industrielabor „Innovative Fertigungsverfahren“ zählt einmal mehr der Nachweis, dass das Finishen als Zukunftstechnologie in verschiedensten Industriebereichen anwendbar ist. Darüber hinaus konnten die Wissenschaftler wieder neue Erfahrungen mit einem Werkstoff und in diesem Fall Werkstücken von besonderer Größe sammeln.
„Das ist wichtig zur Weiterentwicklung unserer Apparaturen und der dazugehören Messtechniken“, so Ronny Brinkmann, den bereits weitere Anfragen von kleinen und mittelständischen Unternehmen erreicht haben.
PM TEC Rolls & Covers GmbH aus Merseburg – projektiert, konstruiert, fertigt und beschichtet Walzen, die bei der Herstellung und Behandlung von Endlosbahnen, zum Beispiel bestehend aus Papier und verschiedensten hochsensiblen Folien, eingesetzt werden
Hochschule Magdeburg-Stendal mit dem Industrielabor Innovative Fertigungsverfahren unter Leitung von Prof. Harald Goldau – seit mehreren Jahren eine der führenden Institutionen bei der Entwicklung des Finishens (Bereich Rz < = 0,5 µm) und Reibschweißens sowie dazugehöriger Mess- und Prüftechniken. Besonderes Ziel: prototyp-nahe Entwicklung von Technologien für mittelständische Unternehmen wie Automobilindustrie, Armaturenindustrie, Medizintechnik usw.
Erarbeitung einer Finishtechnologie zur Gewährleistung einer prozesssicheren Erreichbarkeit von Oberflächenkennwerten mit einer maximalen Rautiefe < 0,4µm bei der Herstellung von Großwalzen
Passende Finishtechnologie mit innovativer Prozesskette
18 Monate
Gefördert durch Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM). )
PM TEC Rolls & Covers: Dipl.-Ing. (FH) Jens Wandschneider, jens.wandschneider(at)pmtec-rc.de, 03461 - 740 114
Anfragen an die Hochschule Magdeburg-Stendal: Peter Rauschenbach, Kompetenznetzwerk für Angewandte und Transferorientierte Forschung, peter.rauschenbach(at)hs-magdeburg.de, 0391 - 8 864 554
Anfragen an das Industrielabor für Innovative Fertigungsverfahren: Prof. Harald Goldau, harald.goldau(at)hs-magdeburg.de, 0391 - 8 864 410
Text und Bilder (soweit nicht anders benannt): Claudia Aldinger
Das Industrielabor Innovative Fertigungsverfahren der Hochschule Magdeburg-
Stendal wurde ab 2008 mit Hilfe von KAT-Mitteln aufgebaut, um insbesondere
der regionalen Wirtschaft Knowhow und Infrastruktur für Innovationen zu bieten.
Durch verschiedenste Forschungsprojekte mit der Industrie konnte das Labor sein
Profil schärfen.
Heute ist das Industrielabor Innovative Fertigungsverfahren ein gefragter Partner
der Automobilindustrie, Armaturenindustrie, Medizintechnik, des Werkzeug- und
Formenbaus sowie des Maschinen- und Anlagenbaus.