Von Claudia Aldinger | 8. Oktober 2020
Promovieren an Hochschulen für angewandte Wissenschaften – dafür entscheiden sich immer mehr junge Forscherinnen und Forscher. Welches Thema haben sie gewählt? Wie ist es Ihnen auf diesem akademischen Weg ergangen und würden sie sich wieder dafür entscheiden?
Das KAT-Netzwerk fragt Promovendinnen und Promovenden der vier Hochschulen Sachsen-Anhalts, wie die Diplom-Ingenieurin Martina Köhler:
Ich arbeite zu dem Thema "Effects of low-intensity grazing on rare plant and bird species in orchid-rich dry calcareous grasslands", es geht um die Erhaltung, Förderung und Bewertung von Biodiversität in äußerst artenreichen Lebensräumen mit dem Instrument der extensiven Beweidung als Ersatz für ausgestorbene natürliche Weidegänger. Das kumulative Promotionsvorhaben erfolgt in Kooperation der Hochschule Anhalt (Bernburg) mit der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Meine Betreuer sind Prof. Dr. habil. Sabine Tischew von der Hochschule Anhalt und Prof. Dr. Dr. h.c. Norbert Hölzel von der Uni Münster.
Leichter als vorher gedacht ist das Schreiben auf Englisch. Das habe ich mir zäh und bremsend vorgestellt, aber dadurch, dass ein großer Teil der relevanten Literatur auf Englisch ist, ist es fast leichter als auf Deutsch zu schreiben.
Definitiv das Immer-wieder-ransetzen und Sich-selbst-motivieren und Durchhalten und Weitermachen nach Rückschlägen. Anfangs dachte ich, ach, drei Paper, das kann ja nicht so wild sein. Weit gefehlt...! Schon das erste Paper war ein großer Kraftakt. Problematisch im Hinblick auf das Zeitmanagement finde ich vor allem, dass alles andere immer drängender ist und im Gegensatz zur Promotion nicht warten kann – die Projektaufgaben, die Familie, die Gesundheit.
Direkt nach dem Studium, ja. Vorausgesetzt, das Thema begeistert mich und das Gesamt-Paket stimmt. Zum jetzigen Zeitpunkt, mit Familie, wäre ich wahrscheinlich zurückhaltender, da mich die Promotion viel Energie in einer Lebensphase kostet, in der ich jede verfügbare Zeit gut für die Kinder brauchen könnte. Andererseits überspannt sie mehrere befristete Arbeitsverhältnisse und hat mich insgesamt emotional gestärkt, mir so etwas wie ein "höheres Ziel" gegeben. Das Thema finde ich immer noch spannend und wichtig. Und auch die Art und den Umfang meiner Betreuung empfinde ich als sehr unterstützend, was meiner Meinung nach der wahrscheinlich wichtigste Pfeiler für eine gelingende Promotion ist. Insofern bin ich im Großen und Ganzen immer noch zufrieden mit meiner Entscheidung von damals.
Martina Köhler
Fachbereich Landwirtschaft, Ökotrophologie und Landschaftsentwicklung
Tel.: 03471-3551192, E-Mail: martina.koehler@hs-anhalt.de
Mehr über Forschung und Praxis-Projekte der Hochschule Anhalt (Arbeitsgruppe von Prof. Sabine Tischew und Prof. Annett Baasch) im Bereich Biodiversität, Beweidung, Naturschutz und Landschaftspflege von Offenlandlebensräumen gibt es auf der Homepage von Offenlandinfo.
An der Hochschule Anhalt gibt es aktuell rund 50 Promovendinnen und Promovenden. Ein Überblick findet sich auf der Hochschulseite.
Text und Bilder (soweit nicht anders benannt): Claudia Aldinger
Promotionen waren an Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) lange Zeit nur durch Kooperationen mit Universitäten möglich. Das Promotionsrecht lag allein bei den Universitäten. Dies hat sich in Sachsen-Anhalt mit dem neuen Hochschulgesetz im Mai 2020 geändert: Jetzt können auch Fachhochschulen das Promotionsrecht für sich beanspruchen. Details dazu auf der Seite des Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung.
Das Bundesland Hessen hatte sein Hochschulgesetz bereits 2016 insoweit angepasst, dass HAW unter bestimmten Bedingungen ein Promotionsrecht zuerkannt werden kann.