TransInno_LSA

Aus 2 mach 3: Die Third Mission als neue Benchmark für Hochschulen

Von Claudia Aldinger | 12. Juli 2019

Lehre und Forschung – so lauten traditionell die Aufträge für Hochschulen, an denen sie mit Studierendenzahlen und eingeworbenen Drittmitteln gemessen werden. Andere Aktivitäten wurden dabei bislang wenig berücksichtigt. Das soll sich mit der bundesweiten Förder-Initiative „Innovative Hochschule“ ändern, mit der auch sachsen-anhaltische Hochschulen seit Januar 2018 an ihrer „Third Mission“ arbeiten.

 

Transfer von Wissen in die Gesellschaft

„Vieles spielte in den Leistungsbewertungen, wie etwa dem Forschungsbericht, bislang kaum eine Rolle“, sagt Prof. Georg Westermann, Prorektor für Forschung und Transfer an der Hochschule Harz, und nennt konkrete Beispiele: außerhochschulische Vorträge von Dozent*innen, Kooperationen mit Unternehmen über das Transfergutschein-Programm, die Zusammenarbeit mit Berufsschulen, Weiterbildungen. „Dabei ist der Effekt – nämlich der Transfer von Wissen in die Gesellschaft – offensichtlich“, so Prof. Westermann weiter. Die Hochschule Harz ist für das Verbundvorhaben „TransInno_LSA“ federführend. Unter dem Kürzel hatte sie sich 2017 gemeinsam mit den Hochschulen Magdeburg-Stendal und Merseburg um die Millionen starke Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung mit Unterstützung von KAT-Mitarbeiter*innen beworben. Die Hochschule Anhalt hatte mit FORZA – Forschungs- und Technologietransfer für das Leben im Digitalen Zeitalter – Erfolg.

Third Mission? Selbstverständlich

„Verbindungen in Wirtschaft und Gesellschaft sind für Hochschulen der angewandten Wissenschaften selbstverständlich und werden bereits auf verschiedensten Wegen gelebt“, konstatiert der Prorektor. Jetzt gelte es, diese „Third Mission“ strukturell zu verankern und genauer zu definieren. In diese Richtung gehen auch die Empfehlungen des Instituts für Hochschulforschung (HoF) an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, an denen sich „TransInno_LSA“ orientiert.

Transfer verstetigen

Insofern sehen sich zwei Teilvorhaben genauer an, wie Transferprozesse verstetigt werden können und wie sich der Kontakt zur Hochschule leichter gestalten lässt. Denn: „Wir machen trotz aller Transfer-Bemühungen noch immer die Erfahrung, dass sich gerade KMU nicht trauen die Hochschulen vor Ort anzusprechen“, erklärt die Projektkoordinatorin des Verbundprojekts „TransInno_LSA“, Sophie Reinhold. Mehr Service-Orientierung – heißt es also selbst für die Hochschulen der angewandten Wissenschaften.

Benchmark für Hochschulen

Was überhaupt zur „Third Mission“ zählt und wie man diese bemessen könnte, hinterfragen Mitarbeiter*innen eines weiteren Teilvorhabens. „Genau gesagt, arbeiten wir an einer Bewertungsmethode für Transfer- und Third-Mission-Aktivitäten, die wir bis 2020 an unseren Teilvorhaben testen und evaluieren werden“, so Sophie Reinhold weiter. Ziel sei es letztlich, „aufgewendete Ressourcen konkret zu benennen und eine neue Benchmark für Hochschulen zu finden.“

Gespenst oder Chance?

Das wäre ein großer Schritt nach vorn in der Diskussion um Third Mission, die längst nicht von allen Hochschulen positiv geführt wird. „An deutschen Universitäten und Fachhochschulen geht ein Gespenst um“ schrieb etwa der Tagesspiegel in einem Artikel 2016, als die ersten Initiativen starteten. Für die Fachhochschulen könnte die Third Mission im Kampf um finanzielle Mittel aber die Chance sein, ihre Leistungen jenseits von Lehre und Forschung nachzuweisen.

„TransInno_LSA“ setzt sich insgesamt aus 14 Teilprojekten zusammen, die wir beim KAT-Netzwerk in loser Reihe vorstellen. Einen ersten Überblick bietet die Infografik ab Seite 5. Am 5. Juni trafen sich die Wissenschaftler*innen, um die Projektergebnisse aus den ersten 17 Monaten mit den Beiratsmitgliedern zu besprechen. Zum Beirat gehören Vertreter*innen von verschiedenen Ministerien des Landes, der AOK Sachsen-Anhalt, des Museumsverbandes Sachsen-Anhalt, von der InfraLeuna GmbH sowie des Harzklinikums.


Links zum Thema:

Institut für Hochschulforschung (HoF) an der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg: „BeMission: Die Third Mission in der Leistungsbewertung von Hochschulen“, unter https://www.hof.uni-halle.de/projekte/bemission/ (abgerufen am 18.6.2019)

Burchard, Amory: „Third Mission imposible?“, in: Tagesspiegel (11.7.2016), unter: https://www.tagesspiegel.de/wissen/hochschulen-und-wissenstransfer-third-mission-impossible/13860312.html (abgerufen am 18.6.2019).

Centrum für Hochschulentwicklung (CHE): „Third Mission: Die unterschätzte Leistung der Fachhochschulen“ (25.2.2015), unter http://www.che.de/cms/?getObject=5&getNewsID=1893&getCB=398&getLang=de (abgerufen am 18.6.2019).

Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft: Transfer-Aduit, unter https://www.stifterverband.org/transfer-audit (abgerufen am 18.6.2019).

spc

Informationen und Kontakt

TransInno_LSA c/o Hochschule Harz, Sophie Reinhold, M.Sc.  Tel.: 03943-659886 oder 729, E-Mail: transinno_lsa@hs-harz.de

Homepage des Projekts: www.transinno-lsa.de

Text und Bilder (soweit nicht anders benannt): Claudia Aldinger

 

Die Beantragung des Verbundprojekts TransInno_LSA  erfolgte mit Unterstützung von KAT-Mitarbeiter*innen der Hochschulen.